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Eine Chronik für Wormsdorf: Eingeborener leistet Pionierarbeit

Wormsdorf, den 30. 12. 2021

Der Wormsdorfer Fritz Weber setzt sich intensiv mit der Geschichte seines Heimatorts auseinander. Im neuen Jahr, dem tausendsten seit der urkundlichen Ersterwähnung, wird er daraus resultierend zwei Chroniken veröffentlichen.

 

Es ist ein Lebenswerk, und es steht kurz vor der Vollendung. „Im Grunde habe ich vor über 20 Jahren damit begonnen“, erzählt Fritz Weber. Damals hatte er „einiges über die Wormsdorfer Orts- und meine eigene Familiengeschichte“ aufgeschrieben – für die seinerzeit noch ungeborenen Enkelkinder. Eine Art gebündelter Nachlass der ideellen Art. „Seitdem sammle ich Informationen und habe vor zwei, drei Jahren dann den Entschluss gefasst, eine Chronik zu schreiben, genauer gesagt zwei – eine über das Dorf und seine Bauernhöfe, eine zweite zur Wormsdorfer Kirche.“

 

Ein Hort an Informationen

Tastatur, Maus und Bildschirm sind nun das tägliche Werkzeug des ehemaligen Landwirts. Allabendlich verbringt er ein paar Stunden am Rechner. Das rustikal eingerichtete Arbeitszimmer ist gleichsam ein Lager für alte Aufzeichnungen, Fotos und Briefe. Fritz Weber ist der Herr der Dinge und weiß bestens Bescheid über sein Heimatdorf – insbesondere, was das jüngste halbe Jahrtausend angeht, für das die Kirchenbücher eine sprudelnde Wissensquelle sind.

„Die Kirchenbücher habe ich in den Neunzigerjahren in den PC gehämmert. Daraus erfährt man viel über die Einwohner, auch über die Todesursachen und Unglücke, die sich im Laufe der Zeit so ereignen. Man lernt die Familienzusammenhänge kennen und taucht somit immer tiefer in die Geschichte ein; sie wird vertrauter“, so der 70-Jährige, der auch gebürtiger Wormsdorf ist und sich „als Eingeborener mehr oder weniger berufen gefühlt“ hat, sich an das Schreiben einer Chronik zu machen. Er leistet damit sozusagen Pionierarbeit, denn „für Wormsdorf gibt es so etwas bislang nicht.“

 

Höfe geben Struktur

Webers Fokus liegt dabei auf dem, was die Gemeinde auch bis heute noch prägt: die Hofstellen. Davon gab es nach Webers Recherche weit über hundert an der Zahl, und sie bilden – aufnummeriert von 1 bis 130 – die tragende Säule der Ortschronik, die hierdurch eine besondere Struktur bekommt. Von den Höfen ausgehend, stellt Fritz Weber ihre einstigen Bewohner und ihre Bedeutung für das Dorf vor. „Die Bauernhöfe machen etwa ein Drittel der Gesamtzahl aus und haben es mir als Bauernkind natürlich besonders angetan“, schmunzelt Weber und betont zugleich: „Aber das Handwerk wird trotzdem nicht vernachlässigt.“

Die Ortschronik, so schätzt er, wird auf gut 350 Seiten kommen. „Ich denke, es wird ein Buch speziell für die Wormsdorfer werden, weil es ja viele Detailinformationen enthält, die sonst keinen großartig interessieren werden.“ 90 Prozent der Texte seien fertig, auf Webers Liste stünden noch ein paar Dutzend Leute, die er ansprechen möchte, „um eventuell noch an zusätzliches Matrerial zu gelangen.“ Liebend gern hätte der Autor noch einige alte Fotografien mehr zur Verfügung.

 

Einst die Kirchenlinde umgemäht

Die Kirchenchronik werde nicht ganz so üppig, komme aber auch auf ihre 200 Seiten. Mit dem Gotteshaus und seinem Umfeld ist Fritz Weber schon sein Leben lang verbandelt – inklusive der einen oder anderen Anekdote. Zum Beispiel die: „Ich habe als Junge mal beim Mähen die Linde an der Kirche aus Versehen umgepflügt. Deshalb hat sie heute drei Stämme – und daran sieht man, wie alt ich bin.“

 

Foto: Fritz Weber an seiner Wirkungsstätte. Jeden Abend verbringt er hier zwei, drei Stunden, um an der Wormsdorfer Chronik zu arbeiten. "Meine Frau schimpft, wenn es halb zehn wird", verrät er augenzwinkernd. 

 

Text und Foto: Ronny Schoof - Volksstimme

 

Bild zur Meldung: Eine Chronik für Wormsdorf: Eingeborener leistet Pionierarbeit