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Eilsleber findet Bronze-Adlerkopf

Eilsleben, den 17. 08. 2016

Der archäologische Denkmalpfleger Günter Wagener hat bei Eilsleben einen bronzenen Adlerkopf gefunden. Woher dieser stammt ist ein Rätsel.

 

„Über Zweck und Herkunft des Fragments kann vorerst nur spekuliert werden“, berichtet Günter Wagener (77), der im Ruhestand als ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger tätig ist. Selbst auf einer Tagung von Experten, wo der Eilsleber das verzierte Vogelhaupt mit Loch im Schnabel zur Begutachtung vorlegte, sei es nicht zu einer eindeutigen Zuordnung gekommen.

Es könnte durchaus sein, dass das kunstvoll bearbeitete Metall das Ende eines Griffes zierte, zu einer Gewandklammer gehörte oder Teil eines Schmuckstücks war. In jedem Fall regt der rätselhafte Fund Fantasie und Forschungsgeist gleichermaßen an. So meint Wagener, es sei außerdem möglich, dass der geheimnsivolle Gegenstand von einem römischen Legionär bis hierher getragen wurde. Fachmännisch favorisiert wurde der Adlerkopf kürzlich als Teil eines Dolchgriffes.

 

Freundliches Trinkhornmännchen

Günter Wagener hat schon öfter Funde gemacht, die er als „römische Importware“ bezeichnet, weil deren Herkunft eindeutig ist. Er hat sie dann dem Landesmuseum für Vorgeschichte Halle übergeben. Wie zum Beispiel das so bezeichnete „Trinkhornmännchen von Seehausen“, das man als Replik mit der Artikelnummer 3.0093 sogar im Museumsshop erstehen kann. Er, der fröhlich prostende Bronzemann, ist allerdings slawischen Ursprungs.

 

Wagener hatte ihn im Frühjahr 2004 auf der Seehäuser Anhöhe „Burgberg“ entdeckt. Forscherkollegen waren und sind davon begeistert: „Es handelt sich um eine Bronzeklein-skulptur, die im archäologischen Erbe Mitteldeutschlands ihresgleichen sucht“, heißt es im Erläuterungstext des Landesmuseums zum Seehäuser Trinkhornmännchen.

Die vollplastische Halbfigur – nur vier Zentimeter hoch und lang sowie zwei Zentimeter breit – zeigt den Oberkörper eines bärtigen Mannes mit Mütze, dessen Unterkörper in einen fassförmigen Zylinder aufgeht. Gestik und Mimik wirken durch das Lächeln, die nach vorn ausgestreckten Arme und das Trinkhorn in seiner rechten Hand freundlich und einladend. Stilistisch entspricht die Statuette den slawischen „Taschengöttern“ und wikingischen Götterfigürchen des 10. bis 12. Jahrhunderts.

Der Trinkhornmann gilt somit als eines der seltenen mittelalterlichen Bildwerke slawischen Ursprungs in Mitteldeutschland. Ob der alte Adlerkopf ähnliche Bedeutung erlangen kann, wird die Zukunft zeigen.

 

Foto: Fundstück des Eilsleber Bodendenkmalpflegers Günter Wagener. Wie der Adlerkopf in die Börde kam und was er schmückte, wird wohl ein Rätsel bleiben.

 

Text und Foto: Hartmut Beyer - Volksstimme

 

Bild zur Meldung: Eilsleber findet Bronze-Adlerkopf